Viola Falb im interview

Viola Falb im interview

“DER MUSIKBEGRIFF JAZZ WIRD BEI MIR SEHR BREIT AUFGESTELLT”

2OO4 gründet sie ihre erste Band und sorgt mit „Falb Fiction“ für viel Aufsehen. Sie komponiert, ist Bandleaderin und Fixstern der heimischen Jazzszene, agiert aber auch als Sideplayer in unterschiedlichen Settings. Und sie ist seit 2024 die neue künstlerische Leiterin des Jazz im Hof Festival. Wir haben sie getroffen und mit über ihre neue Aufgabe, ihr Debüt als künstlerische Leiterin und über ihre Pläne gesprochen.

 

 

Du begeisterst dich für frei improvisierte Musik genauso wie für Kammermusik, was wir beim Eröffnungskonzert vom Jazz im Hof Festival St. Pölten am 22. August bei FALB:TODOROVSKI:NOVAK live hören werden. Und, last but not least, bist du seit 2024 die neue künstlerische Leiterin des Festivals. Was motiviert dich so ein Festival zu organisieren?


Viola Falb:
Ich habe schon immer viele Konzerte gehört, interessiere mich für neue Kompositionen oder überzeugende Bands, bin immer am Suchen, welche Klänge und musikalische  Experimente mich überzeugen, welche Besetzungen wie zum Klingen gebracht werden usw. Diese Nachforschungen stelle ich bei gehörten Bands an und natürlich auch bei meinen eigenen Formationen. Die Musik überzeugt durch so viele Facetten – und all diese in einer Band oder in einem Konzert zu finden, ist natürlich schwierig. Wenn man jedoch die Gelegenheit hat, das Programm für ein ganzes Festival auszuwählen, dann kann man eine schöne Reise durch verschiedene Formationen, Musikstile, Kompositionsansätze und Genres gestalten.  Das war meine Motivation und natürlich die große Freude, als ich gefragt wurde, diese Aufgabe zu übernehmen.
Zu jeder Band gibt es eine kleine persönliche Geschichte und vor allem abwechslungsreiche, hochwertige und spannende Musik.

 


In einem Interview ist zu lesen, dass Viola Falb „ganz genau weiß, was sie tut“. Welche sind deine Pläne für die nähere Zukunft des Jazz im Hof Festivals St. Pölten?  Was ist dieses Jahr schon neu oder anders?

 

Viola Falb: Mein großes Ziel ist weiterhin interessante Formationen nach St. Pölten zu holen. Mein Augenmerk liegt vor allem auf komponierenden Formationen, die die Jazzmusik im Jetzt prägen und  weiterentwickeln. Neu ist, dass wir dieses Jahr einen musikalischen Familiensonntag gestartet haben, an dem ein Musikvermittlungsprojekt für Kinder vorgestellt wird und wir den Nachmittag/Abend mit den Jumping Jungles verbringen – eine Big Band von Jugendlichen, die einerseits ihre Arbeitsweise und die Instrumente anderen Kindern vorstellen werden und im Anschluss ein Best of der internationalen Jazzkompositionen für alle Jazzfans präsentieren werden.  

 

Gehört Jazz für dich zu den spannendsten Musikrichtungen?


Viola Falb:
Der Musikbegriff Jazz wird bei mir sehr breit aufgestellt – für mich beinhaltet der Begriff
 die traditionelle Jazzmusik, die Weiterentwicklung dieser und auch die Suche nach weiteren improvisatorischen Möglichkeiten. Meines Erachtens ist die Improvisation das wirklich Spannende! Hier wird man mitgenommen auf eine Reise, wo man sich tragen und treiben lassen kann und hoffentlich mit unerwarteten Erlebnissen und Emotionen wieder zurückkommt. Dieses Treibenlassen funktioniert bei mir immer nur bei Live-Konzerten – das kann eine Aufnahme nie so gut wie reale Menschen, die diese Musik auch auf der Bühne verkörpern und überzeugend interpretieren. Daher ist es umso schöner, wenn man bei diesem Festival ganz unterschiedliche Musik erleben kann.

 

Wie würdest du das heurige Programm beschreiben?


Viola Falb:
Dieses Jahr ist mein Einstand als Kuratorin, daher ist es natürlich sehr von mir und meinen Lieblingsbands geprägt.  Als Opener des Festivals wird meine Formation FALB:TODOROVSKI:NOVAK auftreten. Wir verbinden Kammermusik und Jazz und vor allem auch durch die Instrumente der Formation und die Mitwirkenden auch mit einem Flair von Worldmusik. GOLNAR SHAHYAR beschließt den Eröffnungsabend, der sich insgesamt durch andere Kulturen inspirieren lässt. Der 2. Festivaltag wird geprägt durch neue, interessante, junge und bekannte Ensembles aus Österreich – HAEZZ mit Martin Eberle, Stephan Flagar und Tobias Vedovelli und E C H O BOOMER, die Band von und rund um Beate Wiesinger. Tag 3 des Festivals ist der spannende Tag der Improvisation – ich freue mich besonders, dass DJANGO BATES einen Teil des Abends gestalten wird. Django war mein Kompositionslehrer in Bern und ich habe in ihm einen Menschen gefunden, der meinen Kompositionsstil versteht und mit dem ich an diesem arbeiten kann. Dem gegenüber steht ein Ensemble, dem ich schon lange angehöre und das sich gern zwischen Neuer Musik und Komposition bewegt – STUDIO DAN präsentiert hier neue Kompositionen, die eigens für diesen Abend entstanden sind. Also das Programm gestaltet sich von kulturinspirierten Eröffnung, über neuem Jazz aus Österreich, über freiere Zugänge bis hin zum Family Day. Ich denke es sollte für alle etwas dabei sein!

 

 

Was hört Viola privat?


Viola Falb: Mittlerweile sind meine Musikhör-Zeiten sehr rar, da ich nicht streamen will und zu Hause meine Kinder die Stereoanlage mit ihrer Musik belagern.
Aber immer wieder gibt es die seltenen Momente, wo ich Zeit finde und meine Lieblings-CDs in aller Ruhe anhören kann. Sonst gehe ich lieber in Live-Konzerte um richtig Musikhören zu können. Aber vor allem über Ö1 höre ich immer wieder spannende Projekte und Live-Mitschnitte.